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Hinweis:

Auch dieses Kapitel ist veränderlich.
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Aktuelle Fassung 21.10.08

Line Dance Fibel - Ilse Koempel

"Den kann ich auch!"

 

Ein verregneter Sonntag. Wen kümmert das Wetter? Country-Frühschoppen mit Country-Lady-D. und Live-Band auf der Frankfurter Dippemess! Mein nicht tanzender Mann Mike (Zitat: „Ist dir das nicht langweilig, so immer einen Fuß neben den anderen?“) bietet an, mich mit dem Auto aus unserem Ort die rund 20 Kilometer nach Frankfurt zu fahren und am Nachmittag wieder abzuholen, da es in der Nähe des Festplatzes kaum Parkplätze gibt. Er selbst freut sich auf die Zeit, in der er in der Garage ausgiebig an seinem Motorradgespann schrauben und es auf Hochglanz polieren kann.

Unterwegs steigen eine Vereinsfreundin und ihre Tochter zu, und Mike setzt uns eine halbe Stunde später am Eingang des Festplatzes am Ratsweg ab. Es ist kurz vor 11, die Fahrgeschäfte und Buden sind noch geschlossen. Wir gehen auf dem kürzesten Weg durch leichten Nieselregen zum schwach besetzten Festzelt. Schon beim ersten Blick über die Anwesenden die erfreute Feststellung: Viele Western-Hüte und Fransenjacken! Ein Tisch in der ersten Reihe ist noch frei, und wir setzen uns mit Blick zur Band auf der Bühne und eine mittelgroße Tanzfläche davor.

Wir werden zügig bedient, und noch während wir unsere Bestellung bezahlen, beginnt der Schlagzeuger der Band mit den ersten Takten der Line Dance-Version des Chattahoochee. Die Gitarre ruft zweimal zur Aufstellung und leitet dann das gemeinsame Vorspiel aller Instrumente ein. Schon bei den Schlagzeugtakten erwartungsvolle Blicke von Tisch zu Tisch, wer wohl jetzt aufstehen wird. Bei den ersten Klängen der Gitarre erheben sich viele Tänzer und Tänzerinnen. Alle gehen zügig zur Tanzfläche und bilden symmetrische Lines. Auch wir  stellen uns in Ellenbogenabstand auf und warten auf den besonderen ersten Takt, bei dem gleichzeitig mit dem Gesang auch dieser speziell für diesen Song choreografierte Tanz mit der 8er Sequenz 2 x Fan rechts, 2 x Fan links beginnt. Für mich bedeutet der Besuch einer Country-Veranstaltung Gänsehaut bei den ersten Beats des Schlagzeugs, Freudenschauer über den Rücken, ein Lachen im Gesicht. Der Zeltboden ist mit Holzplanken belegt, die bei den lauten Stomps erbeben. Einige der Zuschauer fotografieren, auf einem Stativ läuft eine Handycam mit.

 

Nach dem ersten Song begrüßt die Bandchefin und Sängerin die Gäste, stellt ihre Bandmitglieder vor, und kündigt Fishing In The Dark an. Die Tänzer stellen sich in zwei gegenüberliegenden Lines zum South Side Shuffle auf, der hier zu diesem Song gehört wie „de Handkäs zum Äppelwoi“, die Einleitungstakte erklingen. Mit dem Ausruf „Den kann ich auch!“ eilt eine weitere Tänzerin heran und drängelt sich in die zum Tanzen ohne Körperkontakt benötigte Lücke zwischen mir und meinem Nebenmann. Damit passt die Aufstellung nicht mehr. Da ich nicht der Typ bin, meinen Platz um den Preis einer Auseinandersetzung oder gar einer Rempelei zu behaupten, trete ich aus meiner Line heraus und zum seitlichen Rand der Tanzfläche. Von dort sehe ich den Tanzenden zu und sage später zu meiner Vereinsfreundin: „Schade, dass es dafür keine Benimm-Regeln gibt!“