(Interne ID 4333)

Werbefilm 2012 Eging - Westernstadt (ohne Linedance) 2012
http://www.youtube.com/watch?v=aUA1e4a2uFA&feature=related


Mein eigenes Erleben eines "normalen" Linedance Weekends 2008
plus Urlaubsverlängerung dort um einige Tage :
Danke an Karin, Deddy und das ganze damalige Team !
 





Der herbeigesehnte Samstagmorgen – Koffer packen mit wenigen Handgriffen - ja, es gibt ihn wirklich, den Extra-Schrank für CW! Country-Outfit schon für die Fahrt, um bei der Ankunft gleich im richtigen Feeling zu sein. Weitere Jeans, Boots, T-Shirts, Country-Blusen, Fransenjacke, Bärentatzen-Halskette und -Ohrringe, Wäsche und Kulturbeutel sind schnell verstaut. Zusatztasche für Note Book, Camcorder und Zubehör, um das vorletzte Kapitel meiner Line Dance Fibel für Anfänger während meines Aufenthaltes unter dem unmittelbaren Eindruck schreiben zu können; Handy, Papiere und Geld in die Fransenledertasche, Wohnungstür hinter mir abschließen, Gepäck im Kofferraum meines Autos verstauen, Westernhut auf die hintere Ablage, Zündschlüssel drehen und eine Country-CD einlegen. Nach kaum der Rede werten 430 km schon von weitem sichtbar die lange Reihe der an hohen Masten flatternden amerikanischen Fahnen entlang der Zufahrt zur Lebenden Westernstadt Pullmann City in Eging am See bei Passau!

Ich stelle mein Auto auf dem außen liegenden Parkplatz ab und gehe durch das hohe Holzportal an einem Sheriff Car vorbei zur Rezeption, werde dort herzlich von Anni empfangen. Meine Tanzlehrerin Peggy, mit ihrem Mann Udo häufige Gäste in ihrem zweiten Zuhause Pullman City und vor zwei Jahren hier im Rahmen einer „Trike“-Hochzeit in der Chapel kirchlich getraut, hatte mich bei Anni telefonisch angekündigt. Am Abend vorher hatte ich Anni bei wer-kennt-wen.de als Ich kenne angeklickt und geschrieben Wir kennen uns noch nicht persönlich, aber morgen!

Jetzt fühle ich mich willkommen, trotz Einzelurlaub nicht allein, und erlebe das von allen mir bekannten Pullman-Freunden immer wieder beschriebene Gefühl, beim Durchschreiten des Portals auch innerlich angekommen zu sein und alle Alltagsgedanken zurückgelassen zu haben.

Wie schon bei früheren Aufenthalten mit meinem Mann Mike wohne ich im Palace Hotel, hatte das Zimmer Monate vorher telefonisch bei Anni gebucht, gehe durch die Empfangshalle mit den roten Plüschtapeten und dem Glaskronleuchter die Holztreppe hinauf in mein Zimmer in der ersten Etage und direkt durch die zweite Tür hinaus auf den großen überdachten Holzbalkon zur Main Street. Sie ist um diese Zeit sehr belebt mit Tagesbesuchern – Familien mit Kindern, alle oder zumindest die Kinder mit Westernhüten, die Buben und auch einige Mädels mit Colts oder Gewehren; an Leinen geführte Hunde, Motorradfahrer, auch und besonders hier Hobbyisten in ihrer eleganten Kleidung oder Alltags- oder Arbeitskleidung aus vergangenen Zeiten, und natürlich Cowboys und Cowgirls allen Alters, die sich in ihrer Westernkleidung so natürlich bewegen, als seien sie mit Country Western aufgewachsen.

Gleich beginnt der erste Line Dance-Nachmittag in der Music und Dance Hall. Die jeweils vierstündige Teilnahme am Samstag und Sonntag ist kostenlos, Voranmeldung nicht erforderlich. Ich erfrische mich kurz, binde die Haare zum Pferdeschwanz wegen vorhersehbarer Erhitzung, denke daran, den Fächer mitzunehmen, und gehe hinüber in die Hall. Dort wird bereits zu CD-Musik getanzt. Ich hole mir an der Theke des Saloons ein großes Glas Mineralwasser und suche mir einen freien Sitzplatz.

Nach einigen Minuten endet die CD-Musik, der Line Dance Instructor geht die Stufen hinauf zur Holzbühne und begrüßt uns, ist mir und sicher auch allen anderen Liners schon aus früheren Workshops gut bekannt. Wir stellen uns ihm zugewandt auf, und – ich staune, wie schnell Tänze sich verbreiten – der Kid Rock Alabama von Heidi Hlousek zum Song All Summer Long von Kid Rock wird der erste Tanz des Workshops sein. Ich tanze noch nicht lange, nehme neue Tänze nicht mit der Routine erfahrener Liners auf, und beherrsche den Kid Rock Alabama trotz Workshop mit der Choreografin in der CW-Tanzschule und einem Training mit Peggy noch nicht sicher, auch weil im Musikrhythmus zwar der Sweet Home Alabama herausklingt, aber auch andere, schnellere Elemente enthalten sind. Ich übe auch jetzt die vierte Sektion mit den Cross Heels, habe aber wieder Schwierigkeiten mit dem verdoppelten Tanztempo für die ungewohnte Schrittfolge. Deshalb tanze ich dann zur Musik die von Heidi auf inständige Bitte zusätzlich angebotene Beginner-Option Heel rechts, Heel links, Monterey mit ¼ Turn rechts in normalem Tempo und denke Klasse, dass ich in meinem vorhersehbaren ewigen Anfängerstatus bei diesem schönen Tanz nicht zuschauen muss – danke, Heidi!

Ein zweiter, ebenfalls nicht allzu schwerer CW-Tanz, und dann fühle ich mich doch etwas müde von der langen Fahrt und habe deshalb nicht den nötigen Ehrgeiz, mich für den dritten Tanz anzustrengen, auch weil dieser aus früherer Erfahrung für sehr fortgeschrittene Tänzer vorgesehen ist. Also nehme ich am zweiten Teil des Workshops nur als Zuschauerin teil und klatsche an dessen Ende zusammen mit den anderen Liners Beifall für den Instructor und sein Team.

Die History Show in der Main Street ist gerade zu Ende, und die Zuschauer zerstreuen sich. Ich möchte ungern allein im Lokal essen und frage in der Cantina Mexicana, ob ich eine Portion Spare Ribs mit zum Hotel nehmen kann. Kurz darauf halte ich eine ovale Riesenplatte, mit Stanniol abgedeckt, in beiden Händen. Die Platte zieht bei meinem Weg zum Hotel Blicke auf sich, und ich denke Wie peinlich, sieht aus wie Familienverpflegung, und ich halte nur ein eiziges Besteck in der Hand. Die Spare Ribs sind so, wie sie sein sollen, lecker gewürzt, das Fleisch löst sich leicht von den Knochen, und ich verzehre sie zusammen mit der großen Folienkartoffel und dem Salat genüsslich am Tisch auf „meinem“ Balkon.

Gerade treffen drei Wanderreiter ein, einer von ihnen führt ein zweites Pferd mit Packtaschen. Sie reiten in gemächlichem Schritt die Main Street entlang zu den Ställen im hinteren Teil des Geländes, wo die Tiere in den vorbestellten Boxen mit Kraftfutter und Heu und allem sonstigen Notwendigen versorgt werden, bevor die Reiter für einige Tage eine Blockhütte im Tal beziehen, um selbst erfrischt und mit ausgeruhten Pferden zur nächsten Reitetappe auf ihren oft mehreren hundert Kilometer langen Touren aufzubrechen.

Mein Mann Mike erfüllt sich einen langjährigen Wunsch und urlaubt seit einigen Tagen für drei Wochen und wohl auch zur Erholung von meiner Umtriebigkeit im Zusammenhang mit dem Schreibprojekt auf einer nordfriesischen Hallig. Er ruft am frühen Abend wie verabredet an, und wir erzählen uns von unseren Kontrastprogrammen des Tages. Mike antwortet auf meine Frage, was er heute erlebt habe Nix, habe aufs Wasser geschaut, Seeluft geatmet, die Brise genossen, und jetzt bin ich müde und lese noch eine halbe Stunde im neuen Gespannfahrer-Heft. Ich sprudele ihm das Telefon-Ohr voll mit all den Eindrücken hier in Pullman City, und er sagt, dass er die Ruhe genießt, sich gut erholt und mir einen genauso erlebnisreichen nächsten Tag wünscht.

Nach unserem Telefonat lege ich mich für einige Minuten aufs bequeme Bett, höre der von draußen herein klingenden Country-Musik aus den Lautsprechern in der Main Street zu. Es sind viele mir unbekannte Songs, und ich tanze in Gedanken nicht wie bei Line Dance-Liedern automatisch die dazugehörenden Schritte, sondern höre den Texten zu. Als ich wieder erwache, ist es 10 Uhr abends. UND IN DER HALL SPIELEN HEUTE DIE UNION BOOTS!!!





Duschen und Kleiderwechsel im Eiltempo, in der Hall ist es sehr voll, wie immer bei Live Musik, aber es gibt einen freien Weg unter der breiten Holztreppe zur umlaufenden Empore hindurch zur Tanzfläche. Die Band beginnt gerade mit Copperhead Road, ich reihe mich zum Drunken Cowboy ein und sehe nach dem ersten Turn an einem vorderen Tisch einen Country-Freund aus meiner Region lachend grüßen. Neben mir sagt eine Frauenstimme Hallo Ilse – eine Linerin, die ich aus der hiesigen Tanzschule Old Stuff The Linedancecompany in Gross Gerau/Hessen kenne.

Die Union Boots singen und spielen mitreißend, und auf der Tanzfläche herrscht jetzt ein bunter Mix aus ausgelassen swingenden und rockenden Tänzern, dazwischen auch eine Gruppe Liners. Ein junger Cowboy versucht sich am Rose-a-lee mit vollem Bierpitcher, aus dem bei den begeistert ausgeführten Stomps kleine Portionen Bier herausfliegen. Ein Girl neben dem Cowboy weicht lachend aus, als wieder etwas Bier in hohem Bogen aus dem Pitcher schwappt. Dann bietet sie dem Cowboy an, ihm am Rand der Tanzfläche einige Schritte zu zeigen. Er lacht erfreut und stellt den Pitcher vorher auf seinem Tisch ab.

Zwei Cowgirls in meiner Nähe beginnen die Andeutung eines Twists, rufen mich mit einladenden Handbewegungen zu sich, und während meine Füße und Beine den Twist And Shout tanzen wollen, erinnern sich meine Wirbelsäule und meine Arme an Chubby Checker und Let‘s Twist Again, und nach kurzer innerer Sortierung twiste ich mit. Bei einem Song, aus dem ich eine Charleston-Melodie heraushöre, kann ich es dann doch nicht lassen und bin erstaunt, wie schnell die beiden Girls, die ich inzwischen als Uli und Ari aus Waldkraiburg kenne, sich anschließen, und so tanzen wir den Line Dance Charleston ohne Turns, aber mit Clap bei jedem Heel, im kleinen Dreierkreis. Während der Bandpause gehen wir gemeinsam zu einem Bier auf die Veranda, und sie erzählen, dass sie seit kurzem in einem bayerischen Club Line tanzen und im Tipi übernachten.

Die Union Boots beginnen zum dritten Block mit sichtlichem Spaß und lachendem Zuspiel untereinander und ernten nach jedem Song begeisterten Beifall und anerkennende Pfiffe. Dann ist dieser Abend zu Ende, der Bühnen-Vorhang fährt zu, und die Hall-Besucher zerstreuen sich. Die beiden Girls wollen weiter in die Coctail Bar, ich verabschiede mich und schlafe ein, als mein Kopf das Kissen berührt.

Am nächsten Morgen erwache ich durch Alan Jacksons Song Love’s Gonna Live Here aus den Lautsprechern. Ich habe ein frohes Gefühl, denke auch zuhause zwischen Pullman-Besuchen oft an diesen schönen Moment, wenn die Main Street noch ruhig liegt und sich erst allmählich belebt. Ich will hinüber zur Bakery, höre meinen Namen. Es sind Uli und Ari, sie haben im Tipi gut geschlafen und strahlen vor Frische und Unternehmungslust, werden am Nachmittag wieder heimfahren.

Nach einem gemeinsamen Kaffee schlendere ich zu den Stallungen. Der Reitbetrieb für Gäste hat heute noch nicht begonnen; in der überdachten Halle sehe ich einen Reiter auf einem braun-weiß gescheckten Western-Pferd große und kleine Ovale und Kreise reiten und das Rückwärtsgehen üben. Ich frage den Reiter, ob ich ein Foto machen darf und ob er später etwas Zeit für ein paar Fragen hat. Er nickt lächelnd, ich setze mich auf das Holzpodest neben der Halle und sehe weiter zu, könnte ewig entspannt auf den von der Sonne erwärmten Stufen sitzen. Später kommt er aus den Ställen herüber zu mir, und ich frage, ob er gerade ein Pferd aus der Show geritten hat. Ja, diese Gymnastik sei für das Pinto und alle Pferde notwendig, um Muskeln und Sehnen zu trainieren, damit die Tiere in gutem Gesundheitszustand und deshalb mit Freude ihre Arbeit tun können und sich auch bei den Roll Backs auf kleinem Raum nach einem Galopp die Main Street entlang während der Show nicht verletzen. Ich frage ihn, was ihm selbst hier am besten gefällt. Er sieht mich nichtverstehend an, ich frage Hier, im Reitbereich, gibt’s da etwas, was Dir besonders gefällt? Er antwortet spontan, dass hier alles schön ist, die Halle, die Ausritte ins Gelände und durch die Stadt, um den Pferden Auslauf zu geben, an ungewohnte fremde Bewegungen und Geräusche zu gewöhnen und ihnen so das Vertrauen zum Reiter zu vermitteln, das sie brauchen, um nicht vor Ungewohntem zu erschrecken und dann zu scheuen oder zu steigen.

Bei meinem Eintreffen in der Hall wird bereits wieder nach Wunsch-CD-Musik getanzt. Der heutige Workshop beginnt mit Love Trick von Rachael McEnaney zum Song Trick Pony. Love Trick ist eine leicht swingende Variante (East Coast Rhythm), mit Scuffs, Stomps und Claps, und als der Instructor den ersten Scuff – für Nichtliners: eine kurzes Schleifen des bei diesem Tanz rechten Absatzes über den Boden während einer Vorwärtsbewegung des Fußes – zeigt und wir es ihm nachtun, steigen kleine Staubwölkchen aus den Ritzen der rohen Holzdielen hervor, hereingetragen aus Gelände und Main Street an unzähligen Stiefeln – Pullman City Staub, wertvoll! – wie Peggy vor einer Heimfahrt im letzten Jahr mit dem Zeigefinger auf die Heckscheibe ihres Camaros schrieb. Der Instructor lacht über das von ihm verursachte und in der Bühnenbeleuchtung sich langsam senkende Wölkchen und empfiehlt uns, die Scuffs und Stomps gemäßigt auszuführen.
Love Trick endet mit Blickrichtung nach Vorne (wo jeweils Vorne ist, wurde mit Hilfe der WKW-Gruppe Line Dancer’s Freud/Leid bereits im Gruppen-Forum geklärt und mit anderen Details in einem früheren Kapitel beschrieben), und so brauche ich keinen viertel, halben, oder gar dreiviertel Turn rückwärts zu vollführen, um auf ansehnliche Art wieder in Aufstellungsposition zu gelangen.

Als Nächstes ein weiterer leicht erlernbarer CW-Tanz, dann wird als dritter Tanz der Irish Spirit angekündigt. Ich gehe von der Tanzfläche, weil er mir als besonders schwierig bekannt ist und überdies zu einem Irish Folk Song getanzt wird, der mich als Country-Tanz-Fan nicht anspricht.

Ich freue mich über die leicht erlernten CW-Tänze, nehme im Hotelzimmer spontan eine weiße Westernbluse aus meinem Schrank und gebe sie in der Stickerei unten ab. Zwei Stunden später halte ich sie mit der Brustaufschrift Pullman City Line Dance Weekend und der Rückenaufschrift SENIOR BEGINNER wieder in der Hand und sehe vor meinem inneren Auge schon das amüsierte Lächeln, wenn ich die Bluse am bevorstehenden Laredo Country-Festival zuhause in Hessen tragen werde.

Am Montagmorgen scheint nach einem heftigen Guss am Vorabend die Sonne, die Main Street ist schon wieder recht trocken. Heute soll mein erster Schreibtag sein. Ich trage das Note Book hinaus zum Tisch auf dem Balkon und bin damit im Begriff, mir einen schon seit vielen Jahren vorhandenen Wunsch zu erfüllen: in frischer Luft in einer schönen Umgebung an einem unterhaltenden Manuskript zu schreiben.

Auf einer kleinen Bühne gegenüber beginnt gerade die Zaubershow für Kinder. Die Kleinsten sitzen auf den Schultern Erwachsener, vor den Großen mehrere Klassen verschiedener Schuljahre, die inzwischen mit ihren Lehrern eingetroffen sind. Big Joe, der kleine Sheriff, zaubert auf einem Podest die gleichen Tricks wie der große Giuseppe, aber zu aller Erheiterung mit kleinen Pannen. Beide sprechen die Kinder auf nette Weise an, arbeiten bei jedem Trick mit Magie-Pulver aus einem laut quietschenden Fläschchen, werfen Konfetti über die Köpfe der Zuschauer, und die Kinder reagieren so fröhlich, dass ich das Note Book wieder zuklappe und lieber dieser Abwechslung zuschaue und mehrfach selbst spontan laut auflache.

Im Zimmer neben mir wohnt seit heute ein Paar im Country-Outfit. Auch die beiden haben vom Balkon aus der Zaubershow zugesehen, und als danach She´s Tough Enough von Chris LeDoux aus den Lautsprechern erklingt, sehe ich das Girl die Andeutung des Swinging tanzen, aber Cowboy zuckt leicht mit den Schultern. Ich stehe auf, warte auf den „richtigen“ Takt, und tanze den Bumper Sticker von Maxwell, der ihn eigentlich für Honk If You Honky Tonk von George Strait choreografiert hatte, der aber auch jetzt wieder passt. Die beiden schauen interessiert auf meine Füße, fragen dann, wie der Tanz heißt, und ob ich ihn bitte langsam zeige, und so gibt’s noch einen überraschenden Nachtrag zum Kapitel „Wo wir üben“.

Nach dem Zeigen der Schritte das Schrittmuster über alle vier Seiten, kurzer Verständigungsblick beim Where I Come From von Alan Jackson. Wir tanzen den Bumper Sticker dem etwas langsameren Takt des Songs angepasst, den Grapevine mit Hitch beim ersten Muster auflachend in verschiedene Richtungen – und an dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an Maxwell in Bayern für diesen schönen fröhlichen Tanz! Als der Tanz endet, hören wir Klatschen von unten aus der Main Street. Dort stehen zwei Motorradfahrerinnen mit Westernhüten und lachen herauf, eine hebt anerkennend den Daumen Gut gemacht. Ich frage, ob sie auch Liners sind, Ja, und ob sie vielleicht heraufkommen wollen. Gerne, und schon sind wir mitten in einer spontanen Line Dance Party zur Lautsprechermusik.

Auf der Main Street sammeln sich kleine und große Gäste zur Show von Hunting Wolf in seinem prächtigen Gewand mit Feder- Leder- und Fellschmuck, und wir sehen von unserem Logenplatz aus zu. Hunting Wolf stellt sich als cheyenne-kanadisches Halbblut vor und erklärt die native amerikanische Flöte seiner Ahnen, deren Klänge den Wind symbolisieren. Er flötet eine langsame getragene Weise, und mit der Entspannung beim Zuhören fühle ich Traurigkeit in mir aufsteigen. Dann beginnt Hunting Wolf mit einer temperamentvollen Tanzvorführung, und als Sheriff Little Joe mit Colt und den Rufen Hände hoch! Alle! Höher! Noch höher! das Innere des Zuschauerkreises betritt und das Publikum auflacht, ist der sentimentale Moment überwunden. Hunting Wolf lädt dann ein, mit ihm den traditionellen Round Dance zu tanzen. Schnell bilden Kinder und Erwachsene einen großen Kreis, halten sich an den Händen, und nachdem Hunting Wolf mit mehreren laut gesprochenem Bum-Bum, Bum-Bum auf den Herzschlagtakt der erklingenden Musik aufmerksam macht und die ersten Schritte zeigt, tanzen alle sehr gelehrig mit und wir oben auf dem Balkon ebenfalls. Hunting Wolf spricht über die Besonderheit jeden Tages im Leben eines Menschen, dass Tage, an denen gelacht wurde, lange in Erinnerung bleiben, und lädt zu einem Besuch in seinem Erdhaus ein, um mehr über die indianische Kultur zu erfahren.

Nach Ende der Vorstellung erklingen Gitarren-Akkorde, Live Musik. Wir recken die Hälse suchend nach Guitar Man Jack, sehen ihn dann lässig an einen Pfosten vor dem Sheriff Office gelehnt zu uns herauf lächeln. Wir gehen hinunter, setzen uns an den letzten freien Tisch vor dem Steak House und klatschen zusammen mit den sich jetzt für die History Show sammelnden Zuschauern enthusiastisch den Takt zu Jacks Country Songs. Ein Senior-Cowboy am Tisch neben uns begleitet den Takt mit Pfiffen durch die Zähne, wippt mit dem Fuß und deutet dann Gitarrenspiel an seinem Gewehr an. Ich frage, ob es eine echte Waffe ist, und er erklärt mir, dass es eine Winchester sei, ein 13schüssiges Repetiergewehr, Nachbau des speziell mit großem Bügel für John Wayne’s große Hände angefertigten Filmgewehrs.

Dann betritt ein Cowboy die Main Street, Manager Deddy, der die Show moderiert und eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte der Geschichte Amerikas ankündigt, in der Pferde stets eine wichtige Rolle gespielt haben. Deddy pfeift, und ein Brauner trabt freudig die Main Street entlang auf ihn zu. Deddy stellt ihn als Snippy vor, sitzt auf, und Snippy stellt bei jedem seiner Worte aufmerksam die Ohren und wirkt offensichtlich interessiert am Geschehen, als sein Reiter zunächst eine Gruppe von acht Wanderreitern aus Oberösterreich vorstellt, die hier die fünfte Etappe ihres bisher knapp 200 km langen Rittes beenden. Die Reiterinnen und Reiter tragen Stöcke mit österreichischen Fahnen und der Aufschrift ihres Heimatortes und reiten unter Beifall die Main Street entlang zu den Ställen.

Die Show beginnt dann mit einem schnellen Ritt zweier Cowgirls, welche die spanische Flagge zur Ankündigung des berittenen Christopher Columbus mit glänzendem Helm und spanischer Rüstung tragen. Auch alle späteren Szenen werden mit einem applaudierten Fahnenritt ankündigt. Die folgende Stunde ist abwechslungsreich, wechselt zwischen beruhigten Szenen mit Trappern und Eseln, Siedlern mit Planwagen, der Verlesung der Unabhängigkeitserklärung, dem Friedensvertrag zwischen Nord- und Südstaaten und der Verdrängung der Indianer in die Reservate mit zum Teil sehr schnellen und aktionsreichen Reitszenen ab.

Buffalo Bill, den ich als den zufriedenen Cowboy aus der Reitanlage erkenne, prescht völlig unvermittelt im Galopp vorbei, lachend eine Posttasche mit der linken Hand hoch über seiner Schulter schwenkend, verfolgt von Apachenhäuptling Geronimo, der während des Rittes im ebenso schnellen Galopp seinen Tomahawk in die Luft wirft und einige Reitmeter weiter sicher wieder auffängt. Ein Säbelgefecht im Pulverdampf zwischen berittenen Nord- und Südstaaten-Soldaten, die Akteure so sicher im Sattel wie ihren Fertigkeiten im Messer-, Tomahawk- und Nägelwerfen, Pfeileschießen, Lasso- und Bullenpeitschenschwingen in der täglichen Cowboyshow, bei der ich den Mut der „Freiwilligen“ genau so bewundere wie die Künste der Ausführenden.

Hunting Wolf führt eine trabende Bisonherde, die Cowboys kommen kajohlend und Whisky-Flaschen umherreichend to Town, der Sheriff verhindert eine Schießerei, und der Untertaker zieht unverrichteter Dinge wieder ab. Die Treiber einer Rinderherde sammeln sich auf ihren Pferden um den Verpflegungswagen und trinken aus zugereichten Tassen, eine hübsche Kokotte im roten Rüschenkleid und roter Feder im Haar umgarnt Guitar Man Jack, entscheidet sich aber dann fürs stolze Promenieren am Arm eines gutgekleideten, mit der Wells-Fargo-Kutsche eintreffenden Gentleman und dann für Sheriff Big Joe, der mit ihr ein Hotel aufsucht und nach der Befreiung eines Gefangenen aus dem Sheriff-Gebäude durch seine berittenen Kumpanen, die ihre Colts auf den Daumen rotieren lassen und eine „Dynamitstange“ ins Innere des Jails werfen, eilig und ohne seine Sheriffkleidung wieder erscheint, während der Befreite längst auf das angaloppierende Pferd eines Kumpanen mit aufspringt und verschwindet.

Das Showteam erhält viel Applaus bei jeder Szene und der gemeinsamen Verabschiedung am Ende der Vorstellung. Deddy weist noch auf das Motorradtreffen am kommenden Wochenende mit normalem und zusätzlichem Showprogramm hin, und ich verabschiede mich von meinen beiden neuen Linedance-Bekanntschaften, um wenigstens einmal durchs Tipi-Dorf und die Blockhüttensiedlung mit der Beavers Lodge zu gehen, bevor ich auf dem Balkon das Manuskript des Pullman City Line Dance Weekends fertigschreibe.

Dann beginne ich mit dem Packen für meine Abreise morgen, denke, dass es schön wäre, länger bleiben zu können. Als Mike anruft und sagt, heute habe es eine Abwechslung gegeben, das Postschiff habe meine Karte zur Hallig gebracht, stimmt er sofort meinem Vorschlag zu, als angenehmen Kompromiß zwischen seiner Vorliebe zum Motorradfahren und einfachen Leben und meinem Tanzhobby schon bei meiner Abreise eine Blockhütte für ein Line Dance Weekend mit anschließendem Motorrad-Wochenende im nächsten Jahr zu buchen.

See You Next Year, Pullman City! Ilse, 2008

Jahre später ... Eine weiterer Aufenthalt in Eging hat sich bisher nicht realisiert, da Tanzfreunde von allmählichen Veränderungen berichteten.

Bei der dann bekanntwerdenden drohenden Schließung der Westernstadt aus Geldmangel ergriffen einige Unternehmer aus der Umgebung die Initiative und eröffneten unter neuer Leitung neu.

Viel Glück, Pullman City Eging ! Ilse, 2012