Anmerkung 2012: Original-Beitrag nicht mehr auffindbar; zur Vollständigkeit und als ein Teil "Hessengeschichte" wurde er aus dem Entwurf neu generiert.  Die Räumlichkeiten des TeXas fielen dem Stadionneubau zum Opfer. Eine neue TeXas-Location wurde nicht mehr eröffnet. Gert und seine Frau unterrichten weiterhin Linedancegruppen in der Nähe ihres Taunus-Wohnortes.

                                

 

    Der TeXas Saloon im Frankfurter Stadtteil Riederwald, bewährt geführt von Wolfgang und Michael und mitgetragen von großem Teamgeist, ist seit 14 Jahren Kult für Freunde von Country- und anderer (Live-)Musik, Line und Couple Dance und deutsch/amerikanisch/mexikanischer Küche – vor Erreichen dieses besonderen Lokals mit dem Auto sind allerdings gleich mehrere Nervenprüfungen zu bestehen, die dann aber mehr als belohnt werden durch ein Road House Feeling, das Du in großem Umkreis nirgendwo sonst erleben kannst.

    Von Süden her über die A661 erreiche ich mit Clubfreundin Christine zum Line Dance Training für Fortgeschrittene und Profis an einem Dienstag Abend Frankfurt bequem in 20 Minuten, bin beim Einfahren in die mir nach all den Jahren immer noch aus allen Richtungen kompliziert erscheinenden Verkehrskonstruktion zur Kreuzung der Hanauer Landstrasse und Ratsweg froh, mit „Frankfurter Fahrweisen“ ausreichend vertraut zu sein, um mich energisch und ohne Kollisionen auf die richtigen Verkehrsspuren einordnen und an der ersten Ampelkreuzung zum Riederwald abbiegen zu können. Wenn Du weißt, wo die Einfahrt zum Gelände des Frankfurter Sportvereines ist, siehst Du vor der nächsten Rechtskurve das TeXas-Schild auf einem hohen zurückgesetzten Einfahrtsportal. Links einordnen, auf Gegenverkehr achten, vor dem Überqueren der Schienen mit tiefen Löchern neben der schmalen Asphaltstrasse nach schräg hinten links, nach diagonal vorne links und nach rechts nach Straßenbahnen Ausschau halten und die Schienen zügig überqueren, wenn gerade mal keine kommt. Dann hast Du es für die Herfahrt geschafft, stellst Dein Auto ab – bei späterem Eintreffen Versuch des Parkens im beleuchteten Bereich vor dem Gebäude zwecklos, es ist aber ausreichend Parkplatz im Außenbereich vorhanden - und schaust schon erwartungsvoll hoch zu den Fenstern des TeXas. Im Sommer sind alle Türen zum großen bewirtschafteten Zuschauerbalkon (auch BBQ und Line Dance, wird jeweils in der TeXas-Home Page angekündigt) geöffnet, und beim Näherkommen und Hinaufgehen ist bereits Country–Musik zu hören.

    Heute Abend ist eine Video-Aufnahme für YouTube geplant, mit Line Dance-Teacher Gerd vor kurzem beim Tag der Offenen Tür des Frankfurter Hobbyisten-Domizils Hammer-Ranch besprochen, und ich habe Kamera, Stativ und vorsichtshalber ein Verlängerungskabel dabei für den Fall, dass sich der Akku trotz vorherigen Ladens unerwartet verabschieden sollte.

    Aber erst noch ein paar Worte zu Gerd, den ich in respektvollem Sinne als CW-Szene-Original beschreiben darf! Gebürtiger Erfurter, früherer Hard-Rock-Schlagzeuger, schon 10 Jahre vor dem Mauerfall mit auf den damals (un)üblichen Wegen besorgten Belt, Buckle und Boots unterwegs, er und seine Frau Christine Fan der Ost-Country-Band Westend. Ausreiseantrag für die Familie 86, nach drei Jahren Terrorisierung und sogar Haft Genehmigung und Ausreise in den Westen, erst nach Wehrheim, dann bis heute nach Neu-Anspach im Taunus. Mit Christine ab 90 und dann für fünf Jahre Square Dancer, fast parallel dazu Teilnahme an einem Anfänger-LD-Kurs bei den Friedberger Colorado Rangers, sofort vom LD-Fieber infiziert und im Anschluss an den Anfängerkurs bereits selbst Teacher eines Fortgeschrittenen-Kurses. Ich war im heutigen Telefonat so fasziniert von Gerds kurzen Erwähnungen seiner weiteren LD-Erfahrungen, dass verschiedene Episoden im Zusammenhang mit den Fibelthemen „Wo wir lernen“ und „Line Dance in USA“ nach einem geplanten weiteren Gespräch noch in den betreffenden Kapiteln beschrieben werden (- und dazu gehört auch ein Line Dance-Kurs für texanische Touristen in Frankfurt..)

    Vor 14 Jahren öffnete das TeXas in der Frankfurter Flinschstrasse, und der erste Line Dance-Kurs begann mit einem Teacher, der das zweite Mal nicht mehr kam, aus welchen Gründen auch immer. An diesem Abend wurde Gerd als Zufallsbesucher von einer befreundeten Linerin gebeten, den Kurs zu übernehmen. Seitdem gehen das TeXas und Gerd „Hand in Hand“, auch nach einem erforderlichen Umzug in das Tribünenlokal des Frankfurter Sportvereines. Kurse für einen mäßigen Unkostenbeitrag für Anfänger und Fortgeschrittene mit bis zu 50 Teilnehmern, in den früheren Jahren auch eine 25-Personen-Tanzgruppe mit in Thailand genähten aufwändigen Showkostümen und damit als eine von damals sehr wenigen Auftrittsgruppen Wegbereiter für die heute selbstverständlichen Buchungen von Gruppen nahezu aller Vereine mit Line-Dance-Abteilung für eine unbegrenzte Vielfalt an öffentlichen und privaten Veranstaltungen.

    Seine Belts, Buckles and Boots und natürlich auch das weitere authentische während seiner zahlreichen USA-Reisen eingekaufte Country Western-Outfit belegen auch bei Gerd einen Extra-Schrank, wenn nicht mehrere – sein „Markenzeichen“ sind mehrfarbige Python- und Krokodilleder-Westernstiefel, von denen er 15 Paar besitzt, und da er Tierfreund und aktiver Unterstützer des Tierschutzes ist, sind dafür natürlich keinen Reptilien die Häute über die Ohren (haben die welche?) gezogen, sondern ausschließlich Lederimitate verarbeitet worden.

    Der heutige Tanzkurs hat schon begonnen, Christine und ich setzen uns auf Barhocker an der endlos langen Theke und bestellen Getränke und die kleinen Aufkleber (die je nach persönlichem Humor an Kleidung, Hüte, Stiefelabsätze oder auch auf die Stirn geklebt werden und auch gelegentliche Besucher zur Teilnahme am Tanzkurs legitimieren). In der nächsten Pause begrüßt uns Gerd und stellt mich seiner Gruppe vor. Ich bin überrascht über die Aufmerksamkeit und den höflichen Applaus, fühle kurz einen VIP-Flash und schlage lachend die Hände vors Gesicht, was die Situation spürbar auflockert.

    Gerd hat das Bühnenpodest frei geräumt, an der hinteren Wand hängt eine große Texas-Fahne, ich packe Kamera und Stativ aus und freue mich über Hilfe von Gerds Freunden Michel und Thomas beim Vorbereiten der Kamera und Aufbau vor der Bühne. Gerd führt die sichere Regie, gibt an, in welcher Höhe und welcher Perspektive gefilmt werden soll, und die Kamera-Aufstellung und der Aufnahmewinkel werden nach seinen Anweisungen korrigiert. Dann beginnt er zügig mit Vorstellung, Nennung des Titels Your Tattoo, des Interpreten Sammy Kershaw, des Tanzes Little Tattoo und des Choreografen Maxwell, nennt dann die Tanzkommandos zu dem 32-Counts-Schrittmuster und zeigt parallel dazu die Schritte „trocken“, also noch ohne Musik. Ich sage leise Die Claps fehlen, Gerd wiederholt mit Ansage und Demo der Claps. Ich bin ratlos, wie die Korrektur PC-technisch bearbeitet werden kann, Thomas hinter mir sagt Das kann man schneiden (und auf meinen hoffnungsvollen Blick zu meiner Erleichterung Das kann ich machen, schick mir einfach die Datei), Gerd  bittet dann seinen Freund an der Anlage um Musik und tanzt ein Schrittmuster, bevor er das Bühnenpodest verlässt und sich mit seiner Gruppe aufstellt. Thomas bietet an, die Kamera zu bedienen, stellt sie um, Christine und ich können den Tanz bereits aus einem Heart Liner-Training mit Peggy und Udo und stellen uns ebenfalls in Line  – wie immer in die letzte Reihe für den Fall der Notwendigkeit des schnellen Ausstiegs zum Lokal hin bei von uns nicht beherrschten Tänzen.

    Gerd bittet um Musik, zählt dann an Eins, Zwei, Drei, Vier, gibt die ersten Tanzkommandos, und die Gruppe – wahrhaft fortgeschritten – tanzt nach der kurzen vorherigen Vorführung problemlos mit. Ich auch und denke, cool, ein Riesenspaß, und alles zu verdanken allein der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft unter Liners!

    Der Kurs wird nach kurzer Pause fortgesetzt, und als frühere Teilnehmerin eines Anfängerkurses im TeXas (und stolze Besitzerin eines nach Abschluss von Gerd überreichten Country & Western Dancing Diploms, aus Versehen mit dem Entwurf dieses Berichtes in vier Teile zerrissen und wieder zusammengeklebt) bin ich überrascht vom ungewohnt vollen Tanzprogramm der Fortgeschrittenen, zweimal fünf (auf 2 Minuten abgekürzte) Wiederholungs-Tänze, danach jeweils 10 Minuten Pause und dabei 3-4 Wunschtänze, die bei Beginn auf einer herumgereichten Liste angekreuzt wurden, Workshop, 10 Minuten Pause, dann 5 weitere Tänze. Nach Abschluss des Fortgeschrittenen-Kurses noch freies Tanzen nach Wunsch, neuere, mir nur vom Zusehen bei Veranstaltungen bekannte Tänze, aber als der Long Way To Richmond aufgelegt wird, doch noch eine Gelegenheit für mich zum Tanzen, erst zu Zweit, dann zu Dritt und zu Viert mit Gerds Frau und Co-Teacherin Christine ausprobierend, übermütiges „Huuu!“ bei den hochgezogenen Hitches, und in den letzten Mustern Lächeln und das Gefühl, den Tanz jetzt wieder richtig zu können.

   Ich wiederhole mich in jedem Kapitel übers Line Dancing – aber es kann nicht oft genug erwähnt werden: Es macht Spaß, gibt gute Laune, Du bist in schöner Umgebung mit freundlichen, hilfsbereiten und rücksichtsvollen Menschen zusammen – und Stunden verfliegen ohne jeglichen Begriff von Zeit! Auch der heutige Abend wieder viel zu schnell vorbei, Danke an Gerd und die TeXas-Liners, die technische Hilfe (und ich darf an dieser Stelle auch ein Lob von Maxwell für Tanztechnik und Video-Aufnahme übermitteln, für das Licht können wir Amateure ja nix, und gerade deshalb ists ja auch im TeXas so gemütlich), Danke auch an alle für Musik, freundliche Bedienung, und last but not least Danke an Christine, meine Westernclub- und Heart Liners-Freundin, für ihre Gesellschaft heute und an vielen anderen Tanzveranstaltungen! See y’all again soon!

Ilse Koempel                           Fragen zu den jeweils 12wöchigen Tanzkursen
11.09.2008                             beantwortet Euch Gerd unter Fon 06081/942315